Honig aus der Bienenkiste - "Laufhonig"

Sebastian Ganzer • Juni 22, 2022

Endlich wieder Honig!

Nachdem die letzen Jahre sehr mau waren - im Allgemeinen und speziell an den Standorten, an welchen ich meine Bienen hatte und habe - gibt es dieses Jahr endlich wieder eine Honigernte.

Was beeinflusst die Honigernte?

Damit es Bienen in der Bienenkiste gut geht und sie Überschüsse eintragen können, brauchen sie eine kontinuierliche Futterversorgung bzw. Tracht. Kürzere Unterbrechungen, zum Beispiel durch schlechtes Wetter, sind kein Problem. Wenn nichts blüht und/oder das Wetter über Wochen nicht zulässt, dass die Bienen fliegen, oder die Blüten keinen Nektar haben, gibt es nichts zu ernten und die Entwicklung der Völker ist beeinträchtigt. Eine Mischung daraus war in den letzten Jahren bei mir gegeben - wenig Tracht und das Wetter nicht passend, wenn etwas geblüht hat.

Dieses Jahr ist es viel besser, das macht sich auch für die Schwärme bemerkbar, ich muss nicht viel füttern.

Honigernte aus der Bienenkiste

Beim Imkern mit der Bienenkiste kann man maximal einmal pro Jahr Honig ernten. Ich habe mir nach einer frühen Honigernte schon öfter Hoffnung auf eine zweite Ernte gemacht, bisher immer vergebens.

Es gibt zwei Zeitpunkte zum Honigernten. Völker, die nicht geschwärmt sind, beerntet man ab Mitte Juli (spätestens Ende Juli, weil anschließend die Varroabehandlung folgt). Denn dann ist das Brutnest in der Regel wieder kleiner und keine Brut mehr im Honigraum (was durchaus vorkommt). Der zweite geeignete Zeitraum um Honig zu ernten, ist ab 24 Tage nach dem Abgang des Vorschwarms, weil dann keine Brut mehr im Honigraum ist - die Königin legt bis kurz bevor sie mit dem Schwarm auszieht Eier und 24 Tage später schlüpfen die letzten Drohnen (Bienen brauchen 21 Tage). Evtl. ist dann schon eine neue Königin dabei Eier zu legen, sie beginnt normalerweise vorne (am Flugloch) und dehnt das Brutnest nur langsam nach hinten aus, im Honigraum ist dann (noch) keine Brut.


Kurzanleitung Honigernte

Das Konzept Bienenkiste ist gedacht als einfache Bienenhaltung mit wenig Ausrüstung und Materialeinsatz, so auch die Honigernte: Bienenkiste öffnen (aufstellen, oder auf den Rücken legen), vorher dezent Rauch geben - Honigwaben einzeln entnehmen, dafür zuerst die L-leiste herausnehmen, mit einem Messer die Honigraumwaben von den Brutraumwaben trennen (man kann das ein paar Stunden/am Abend vorher machen, oder direkt vor dem Entnehmen) - Bienen von jeder entnommenen Waben abfegen - Waben ohne Bienen in eine geeignete Kiste stellen und zumachen (Deckel, Geschirrtuch...) - wenn alle Waben entnommen sind Bienenkiste schließen und zurückstellen - die Honigwaben in die Küchen bringen und in ein Sieb geben, dabei zerkleinern (am besten direkt nach dem Ernten, da läuft der Honig am besten, weil er noch "bienenstockwarm" ist), kann man in mehreren Portionen machen, falls das Sieb zu klein ist - aus den Waben gelaufenen Honig in Gläser abfüllen. Eine genauere Beschreibung zur Honigernte gibt´s im Bienenkiste-Buch auf Seite 102, Honigverarbeitung ab Seite 113.

Wichtig: die Waben nie um die Längsachse (ausgehend von der Wabenleiste) kippen, sonst brechen sie ab! Keine direkte Sonne auf die Waben, sie werden sonst weich und sacken zusammen (evtl. die Bienenkiste dafür beschatten) - wenn es sehr heiß ist, die Honigernte (früh) morgens machen, oder kühleren Tag abwarten.

Tipps: Wasser zum Händewaschen dabei haben, falls klebrig vom Honig. Evtl. die Bienenkiste für die Honigernte ein paar Meter (zu zweit) wegtragen, an einen geeigneten Platz (schattig, auf einen Tisch/angenehme Arbeitshöhe), Vorteil: die Flugbienen schwirren nicht um die Bienenkiste herrum, sondern dort wo sonst das Flugloch ist. Mittelwände im Honigraum benutzen: pro Wabenleiste ist dann eine gerade Wabe vorhanden, das ist Voraussetzung um die Waben einfach entnehmen  zu können (weitere Vorteile von Mittelwänden im Blogbeitrag Honigraum eröffnen - wann und wie (bienenseb.de)).

Die Honiggewinnung kann man mit Küchenutensilien bewerkstelligen - Topf/Schüssel mit Sieb und Geschirrtuch zum Abdecken. Honig abfüllen kann man mit einer Kelle oder in die Gläser gießen.

Vorteile der Honigernte ohne Schleuder

Für "größere" Honigernten (fängt für mich bei 8 - 12kg an) ist man mit Küchensieb und Schüssel allerdings lange beschäftigt. Ich habe mir deshalb einen Honigeimer mit passendem Seisack und Quetschhahn (zum einfachen Abfüllen) besorgt und biete ihn im Shop an. Die Idee: Einfache Honigernte, beste Honigqualität. Wir können unseren Honig nicht schleudern, weil die Waben ohne Rahmen und Draht nicht stabil genug sind. Dafür können wir uns die Schleuder sparen (Geld, Lagerplatz, und Zeit zum Saubermachen) und Honig von besonderer Qualität ernten!

Beim Schleudern fliegt der Honig in unzähligen Tropfen aus den Wabenzellen an die Wand der Schleuder, läuft an der Wand herunter, sammelt sich im Auslauf, läuft durch zwei Siebe in den Eimer. Der Honig hat dabei viel Kontakt mit der Luft. Wer schon mal dabei war weiß: es riecht unglaublich gut im Schleuderraum, die Luft ist voller Honigduft. Diese flüchtigen Aromen möchte ich natürlich lieber im Honig behalten. Auch die Bienen verdeckeln den Honig luftdicht. Meiner Meinung nach gilt es, den Honig in wenig Arbeitsgängen und möglichst direkt von der Waben ins Glas zu bringen und ihn dabei möglichst nicht der Luft und anderen Umwelteinflüssen (Licht, Feuchtigkeit, Oxidation, Gerüche, Schmutz etc.) auszusetzen. Bienenkiste-Honig ist sogenannter Tropfhonig. Dabei wäre ideal, wenn er nicht tropft, sondern aus den Wabe läuft - "Laufhonig" also: der Honig kommt mit der Wabe ins Sieb, läuft aus den Waben, sammelt sich im Eimer und läuft durch den Quetschhahn ins Honigglas. Der Honigeimer hat einen Deckel, das Glas wird luftdicht verschlossen und lichtgeschützt aufbewahrt. Besser kann man Honig nicht verarbeiten und es ist einfach.

Lieber flüssig oder cremig?

Wer den Honig gerne cremig oder wieder flüssig haben möchte, nachdem er fest geworden ist, kann ihn im Glas (oder im Eimer) leicht erwärmen (höchstens auf 42° z.B. im Wasserbad) und rühren. Ob der Honig fest wird, ist eine Frage der Sorte, z.B. wird Rapshonig nach der Ernte relativ schnell fest, zum Teil schon in den Waben. Andere Honige bleiben flüssig. Festen Honig kann man durch Rühren cremig machen (siehe Bienenkiste-Buch Seite 118). Ob man ihn im Glas rührt oder im Eimer, auch hier gilt möglichst wenig Luft einrühren.

Der Honig, den ich vor kurzem geerntet habe, ist aus Gräfelfing. Ich könnte mir vorstellen, dass kein Rapshonig dabei ist und dass er flüssig bleibt. Das ist eigentlich nicht wichtig, aber ich finde es etwas besonderes, weil Frühjahrshonige eigentlich immer fest werden. Es war nur eine kleine Ernte, deshalb hab ich ihn in kleine Gläser abgefüllt, dann kann ich mehr davon verschenken. Ich freu mich sehr darüber und auch auf den Honig vom nächsten Volk!


PS: Ich mische nie den Honig verschiedener Völker. Jedes Volk hat einen anderen Honig, auch wenn sie am gleichen Platz stehen und ich gleichzeitig ernte. Die Honige sind mindestens leicht unterschiedlich, zum Teil völlig verschieden.

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